Katja ist Teamlead Global Marketing Campaigns bei E.ON. Vor ihrer Tätigkeit beim Essener Energiekonzern hatte sie diverse Management Positionen in internationalen Agenturen.
Beruflich war sie also immer schon ordentlich „on Tour“. Die Verbindung von Arbeiten und Reisen hat sie in 2023 für sich entdeckt und ist Fan von dem Workation-Angebot ihres Arbeitgebers. Getestet hat sie das ortsflexible Arbeiten schon in London, Zürich und Rom und erzählt uns von ihren Erfahrungen, vom Stühle-Tausch in Rom und warum sie das Wort „Workation“ eigentlich nicht mag.
Katja, was verbindest Du mit dem Begriff Workation?
Für mich ist der Begriff nicht wirklich neu. Und ich finde ihn ehrlich gesagt etwas zwiespältig, also das Kofferwort WORK und VACATION. Das Wort Vacation passt nicht so ganz, da der Fokus für mich klar im Bereich Work liegt. Nur eben woanders arbeiten. Das ist für mich auch der Anreiz und die Attraktivität dahinter. Meiner Meinung nach muss man aufpassen, dass das Thema seine Ernsthaftigkeit behält. Vacation hat immer den Beigeschmack, dass man sehr viel Freizeit hat und nur ein bisschen arbeitet. Also kurzum der Fokus muss klar sein und bleiben. Das darf nicht in eine Influencer-Richtung rutschen: lustig mit dem Laptop am Pool sitzen. Das ist dann auch für die Arbeitgeber schwierig. Ich hatte ja auch auf LinkedIn gepostet, aber ganz bewusst meinen Arbeitsplatz gezeigt – der eben dann nur an einem anderen Ort lag. Besser wäre „Work from Anywhere“, das kann nicht mißverstanden werden.
Dein Arbeitgeber bietet Workation an? Wie viele Tage und welche Länder sind erlaubt?
Genau, ja, also es sind bei uns 20 Tage, die wir offiziell für Workation nutzen dürfen. Das hat natürlich auch rechtliche Grundlagen mit Versicherung und Steuern etc. Erlaubt sind bei uns EU inklusive UK und Schweiz. Was ich aber auch gut und richtig finde. Außerhalb der EU wird es meines Erachtens schwierig – auch wegen einer möglichen Zeitverschiebung. Ich komme ja sogar schon in UK mit der einen Stunde durcheinander. Dann stellt sich mein Kalender um und ich weiß gar nicht, welche Zeitzone angezeigt wird. Da komme ich schnell ins Schleudern. Ich frage mich, ob die Terminkoordination etc. mit extremen Zeitverschiebungen funktionieren kann. Sicherlich schwieriger!
Wer muss vorab informiert werden?
Das ist bei uns der Line-Manager, der direkte Vorgesetzte also. Hier muss die Workation grundsätzlich abgeklärt werden. In SAP und im Intranet gibt es dann die entsprechenden Informationen und generellen Vorgaben. Es gibt ein simples Antragsformular, das ausgefüllt werden muss und in SAP hinterlegt wird. So wird gewährleistet, dass man nicht mehr als 20 Tage nimmt und alle Formalitäten erfüllt sind. Das ist ein einfacher, unkomplizierter Prozess. Es ist nur wichtig, dass ich meiner Arbeit wie gewohnt nachgehe und das muss ich im Zweifel selber einschätzen. Also wenn ich beispielsweise Präsenzmeetings habe, dann geht es natürlich nicht.
Wohin ging Deine Workation bisher?
Ich war in Zürich, London und Rom. Wir können die 20 Tage splitten. Letztes Jahr habe ich meine erste Workation geplant und war eher vorsichtig und wollte sorgsam mit den Tagen umgehen. Am Ende des Jahres hatte ich dann sogar noch Tage übrig! Ich hätte also etwas großzügiger sein können. Ich war 2023 in Zürich und London und hatte dort ohnehin Termine. Ich habe die Dienstreise mit einer Workation verlängert, weil ich in London und Zürich bei Freunden wohnen und arbeiten konnte. So konnte ich meine Leute treffen, gemeinsam zu Konzerten gehen etc. Das war für mich perfekt.
Im Januar war ich dann in Rom. Dort hatte eine Freundin von mir ein Airbnb für einen Monat gemietet, mit drei Schlafzimmern und hatte Freunde eingeladen. Für mich eine tolle Gelegenheit, dem deutschen Winter zu entfliehen. Rom hat im Januar natürlich ein ganz anderes Flair. Dort war ich eine Woche auf Workation und habe dann noch ein verlängertes Wochenende komplett privat drangehängt.
Ich habe tagsüber ganz normal gearbeitet , konnte aber abends bei wärmeren Temperaturen rausgehen, durch die römischen Ruinen laufen oder mit Freunden Essen gehen. Wenn man im Januar draussen in einer Bar sitzen kann, ist das ein tolles Feeling.
Das heißt, Rom hatte einen anderen Hintergrund als London und Zürich, wo ich geplante Termine einfach mit Workation verlängert habe.
Bist Du alleine gereist oder in Begleitung?
Ich bin alleine gereist, aber habe ja immer Freunde vor Ort besucht. Zürich war für mich eine gute Gelegenheit, mal wieder ein bisschen Zeit in meiner alten Heimat zu verbringen.
Wie ist Dein Arbeitserlebnis auf der Workation? Beschreibe doch mal Deinen Arbeitstag?
Der Alltag war tagsüber wie im Homeoffice: früh an den Rechner und bis abends gearbeitet, quasi von 9 Uhr bis 18 Uhr. Die Intensität war nicht anders. Ich muss ja schauen, dass ich meine Termine auf die Reihe bekomme und mein Pensum schaffe. Der Unterschied ist die Umgebung. Kurz mal in der Mittagspause raus und abends dann wie gesagt mit Freunden an einem anderen Ort treffen. Ich habe abends gemerkt, dass ich schneller abschalten kann durch die andere Umgebung – man ist inspiriert und abgelenkt und kommt einfach schneller aus dem Arbeitsalltag raus. Ein super Effekt, wie ich finde.
Und ohnehin fühle ich mich in einer anderen Umgebung auch inspirierter zwischendurch – wenn man rausguckt und da ist eine Palme oder da ist Sonnenschein – das macht für mich alles abwechslungsreicher und leichter.
Welche Faktoren sind für Dich bei der Wahl der Unterkunft wichtig?
Die Grundvoraussetzung ist es gutes Internet. Meinen Rechner habe ich immer dabei, also insofern bin ich flexibel. Ich brauche gutes Internet und idealerweise natürlich einen abgeschlossenen Raum, in dem ich in Ruhe arbeiten kann. Ich habe viele Teams Meetings und brauche da schon meine Ruhe. Einen großen Schreibtisch brauche ich nicht unbedingt, aber schon eine gute Sitzmöglichkeit und einen halbwegs guten Stuhl. Wenn man den ganzen Tag sitzt, ist das schon wichtig. In der Wohnung in Rom habe ich dann auch dreimal die Stühle getauscht. Wir hatten drei Zimmer und ich habe alle Sitzgelegenheiten getestet. Bis ich nach zwei Tagen dann endlich die Variante hatte, die für mich passte. Meine Freunde haben Urlaub gemacht und so hatte ich Anrecht auf den besten Stuhl. Aber Kompromisse im Vergleich zum Office oder Homeoffice muss man schon machen.
Würdest Du eine weitere Workation machen? Wenn ja, wohin?
Ich bin großer Fan davon, weil es einfach noch mal eine andere Flexibilität gibt. Und ja, ich würde das jederzeit wieder machen. Da ich beruflich relativ viel unterwegs bin, werde ich auf jeden Fall prüfen, in welchen Destinationen ich noch eine Workation dranhängen kann. Das können dann auch nur 2-3 Tage sein. Übrigens sind für mich dann auch die Reisezeiten angenehmer – kein extrem frühes Aufstehen oder abends spät zurück nach Meetings oder einem Event. Und für meinen Arbeitgeber reduzieren sich die Flugkosten, da ich zeitlich flexibler bin. Das mache ich im Juni und August gleich wieder – plus 2 Tage in London und einen Tag mehr in Zürich.
Welche Tipps würdest Du „Neulingen“ mit auf den Weg geben?
Internet ist immer die Grundvoraussetzung. Also das ist wirklich das A und O und man sollte wirklich einen Raum für sich haben, wo man Ruhe hat. Alles andere lässt sich, denke ich, ganz gut organisieren und arrangieren.
Workation – für Dich Trend oder Hype?
Auf jeden Fall ein Trend und Wettbewerbsvorteil für die Unternehmen. Ich kenne aus meiner beruflichen Vergangenheit viele Freunde, die immer noch in Agenturen arbeiten. Bei denen gibt es kein Workation-Angebot und sie sind dann oft neidisch, weil sie diese Flexibilität toll finden und das eben nicht haben.
Ich weiß es sehr zu schätzen, dass E.ON das so selbstverständlich anbietet und ich die Freiheit habe. Ich möchte das nicht mehr missen. Da ich ein sehr kosmopolitischer Mensch bin, kommt das meiner Art sehr entgegen. Für mich also ein wichtiges Kriterium bei der Wahl des Arbeitgebers.