Von Kapstadt nach Weißensee – oder umgekehrt?
Berlin, Frankfurt, Wien und Kapstadt – wenn man die Liste der Living Hotels anschaut, denkt man zunächst an einen Schreibfehler. Zwischen all den Häusern in Deutschland und Österreich plötzlich das „Lion`s Eye“ in der Metropole am Westkap Südafrikas. Doch was im ersten Moment wie ein Irrtum wirkt, ist eine spektakuläre Neueröffnung der Derag Unternehmensgruppe im Oktober 2022.
Das musste ich mir im Januar einfach anschauen. Und danach ging es zur Internationalen Tourismus Börse (ITB) im März ins Living nach Weißensee. Auf den ersten Blick sehr konträr. Aber irgendwie entdeckt man dann doch Berlin in Kapstadt und umgekehrt.
Cape Town is calling
Warum Kapstadt? Tatsächlich war ein Luxury Guesthouse in Südafrika überhaupt nicht geplant, sondern eher Zufall.
Der Geschäftsführende Gesellschafter und Eigentümer, Max Schlereth hatte seinen Blick schon seit geraumer Zeit in Richtung Ausland gerichtet. Im Jahr 2021 erfährt er von einer Mitarbeiterin, dass in Kapstadt aufgrund der Pandemie vermehrt Immobilien verkauft werden. Über einen engen Schulfreund, der mit seiner Frau seit vielen Jahren in Südafrika lebt und im Immobiliensektor arbeitet, werden die ersten Fühler ausgestreckt. Relativ schnell wird das Gäste-Haus in Camps Bay angeboten und die Hotelgruppe schlägt zu. Das Haus passt nicht nur ideal zum Portfolio, sondern ist eine einmalige Gelegenheit und einfach eine Perle.
Es liegt in Camps Bay, einem sehr beliebten und belebten Teil von Kapstadt und direkt am Ozean. Hier sieht man viele internationale Touristen, Expats, Film-Teams und auch den einen oder anderen wohlhabenden Südafrikaner. Der ideale Ort, um ein paar Tage in der Mother City zu verbringen und von hier Ausflüge in die Umgebung zu machen. Man ist schnell in der Innenstadt, der sogenannten CBD, erreicht aber auch über den legendären Chapman`s Peak Drive die andere Seite der Kap Halbinsel mit ruhigeren Orten und Stränden.
Das Haus selbst wirkt nicht wie ein Hotel, sondern eher wie eine der vielen modernen Villen in Camps Bay. Und wer aus Deutschland kommend nach der bekannten CI der Living Hotels Ausschau hält, wird diese nicht finden. Ein dezentes Logo am Eingang zeigt den Gästen, dass sie angekommen und richtig sind. Keine Rezeption, sondern ein freundlicher Empfang an einem großen Tisch – das Erdgeschoss wirkt wie der klassische Living-Bereich eines südafrikanischen Anwesens an der Küste mit Blick auf den Ozean und die Berge. Ein „Home away from home“ – dieses Ziel ist definitiv erreicht. Und dieses Gefühl wird schon vor der Anreise vermittelt. Die Kommunikation bei der Reservierung ist sehr persönlich und einige Tage vor Checkin erhält der Gast nützliche Tipps, unkompliziert über Whatsapp.
Die südafrikanische Lounge ist zugleich der Community Bereich mit großer Küche inklusive Kaffeeautomat, mehreren Backöfen sowie Herd und großen Kühlschränken. Der große Tisch lädt zum Essen oder auch Arbeiten mit Coworking-Feeling ein, und wenn man nicht auf dem Zimmer sein möchte, gibt es ausreichend Platz auf der Couch oder an der Bar. Einen Bartender gibt es hier nicht – die Gäste bedienen sich und tragen in eine Liste ein, was sie verzehrt haben.
Die Verlängerung der Living Area ist die Terrasse mit Sitzsäcken, Pool und einer Outdoor-Küche. Daneben der gemütliche Frühstücksraum – natürlich alles mit Blick aufs Wasser und die Berge.
Das Guesthouse hat sechs großzügige Suiten. Nebenan in einem weiteren Gebäude gibt es zwei weitere große Apartments, die entweder separat oder zusammen gebucht werden können und den Gästen insgesamt fünf Schlafzimmer bieten.
Auch in den Suiten setzt sich das „Home-Feeling“ fort. Jedes Zimmer ist individuell gestaltet. Platz und viel Stauraum, Nespresso und Kühlschrank sowie ein Arbeitsplatz machen das Haus auch für Longstay-Gäste attraktiv. Das Beste ist jedoch der Blick aufs Meer und den Berg Lion`s Head aus wirklich allen Ecken des Zimmers bzw. durch das Panorama-Fenster im Badezimmer.
Ganz klar – im Lion`s Eye steht das Wohnen und nicht das Übernachten im Fokus. Und das wird von den Gästen gut angenommen. Tagsüber und auch abends sieht man das eine oder andere Pärchen, das nicht in der Stadt oder am Strand unterwegs ist, sondern einfach „zuhause“ bleibt – im Community Bereich oder auf der eigenen Terrasse der Suite relaxed und einfach nur die Aussicht genießt.
Und dann Weißensee…
Ein paar Wochen später zieht es mich dann im Rahmen der ITB ins Living-Hotel nach Berlin-Weißensee.
Den Prenzlauer Berg kenne ich wie meine Westentasche, aber der direkt angrenzende Stadtteil ist neu für mich. Und als ich von der trubeligen Messe durch die alten Alleen und Häuserreihen fahre, frage ich mich, warum ich bisher noch nicht hier war. Denn die Lage ist für mich von Rügen kommend ideal – ich könnte das Auto stehenlassen und die Termine mit dem ÖPNV machen.
Das Hotelgebäude überrascht mich wie in Kapstadt. Ich hätte ein klassisches Stadthotel erwartet. Doch mit den runden Balkonen, der zurückhaltenden Architektur und der Lage in einem schönen Wohngebiet direkt am See, fühlt man sich nicht mehr wie in Berlin.
Das Apartment ist eine Wohltat nach all den hippen Design Hotels, in denen ich im Februar übernachtet habe. Ein abgetrenntes Bad mit höhenverstellbarer Dusche ohne „fancy Rainshower“, kein High-Tech TV, das man ohne Hilfe der Rezeption gar nicht anschalten kann und keine Neon-Beleuchtung, sondern angenehmes und funktionales Licht. Die Bleisure-Reisende in mir freut sich über einen Schreibtisch mit Lampe und Safe sowie diverse Sitzmöglichkeiten inklusive Sofa und Balkon für Remote-Work und Calls. Vom Schreibtisch schaut man ins Grüne und nicht an die Wand!
Für einen gesunden und erholsamen Schlaf eine gute Matratze und Verdunklung an den großen Fenstern. Durch den kleinen Flur hört man auch die Geräusche im Gang und Treppenhaus nicht. Und überhaupt ist es wo ruhig wie auf meiner Insel.
Eine Küchenzeile und genügend Stauraum in diversen Schränken macht es auch für Longstay-Gäste interessant.
Und natürlich überlege ich, wo es Gemeinsamkeiten mit Kapstadt gibt. Auf den ersten Blick sind die Häuser doch sehr unterschiedlich in Architektur, Ausstattung und Kategorie. Doch wenn man genau hinschaut, ist das „Welcome an der Rezeption“ genauso freundlich wie am Kap. Das Frühstück genauso frisch und lecker mit regionalen Produkten und der Service natürlich und herzlich. Und auch die Umgebung im Sinne der „Work-Life-Balance“ perfekt gewählt: statt Ozean der See, man ist schnell in der City und trotzdem in einem grünen und ruhigen Umfeld. Schöner wohnen, besser leben, entspannter arbeiten eben! Egal ob in Berlin-Weißensee oder Camps Bay. Im Kopf arbeite ich meine Checkliste für das perfekte Anywhere-Office ab und stelle auch hier fest: in beiden Häusern kann man Arbeit und Reise wunderbar kombinieren.
Ich freue mich schon auf meine nächsten Besuche in anderen Häusern der Living-Hotels und bin mir sicher, dass ich auch dort mein Kapstadt wiederfinde.