Bleisure Travel & Workations als neue Formen raum-zeitlich entgrenzter Arbeit

HINTERGRUND

Immer mehr Unternehmen in Deutschland erweitern die Entscheidungs- und Handlungsmöglichkeiten ihrer Mitarbeiter*innen hinsichtlich der zeitlichen und räumlichen Lage ihrer Arbeit. Seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie häufen sich in den sozialen Netzwerken neben der Verbreitung des Homeoffice auch Bilder von Sonne, Strand und Laptop, die mit Kofferwörtern wie „Workation“ (Work + Vacation = Workation, Verlagerung des Homeoffice an Urlaubsorte) und „Bleisure Travel“ (Business + Travel = Bleisure Travel, Verlängerung von Dienstreisen durch privaten Urlaub) umschrieben werden. Auch wenn der mediale Diskurs den Eindruck einer neuen Ära hybrider Arbeits- und Lebensstile erweckt, sind beide Phänomene nicht gänzlich neu.

Während mobiles Arbeiten über nationale Grenzen hinweg lange Zeit eher auf Widerstand oder Unverständnis stieß, gewinnt diese neue Form der Arbeit an Bedeutung für die Gestaltung der Arbeitswelt von morgen. Dabei sind die Unternehmen unterschiedlich aufgestellt – einige haben bereits klare Richtlinien und Prozesse implementiert, andere stehen erst am Anfang oder haben sich noch gar nicht mit dieser räumlichen und zeitlichen Entgrenzung von Arbeit auseinandergesetzt.

Dabei kann „Reisen und Arbeiten“ für Arbeitgeber ein Wettbewerbsvorteil im „War for Talents“ und ein wichtiger Baustein im Rahmen des Employer Branding sein.

AKTUELLER FORSCHUNGSSTAND

Im Rahmen einer ersten Interviewstudie an der TU Dortmund mit Workationern wurde deutlich, dass ein großes Interesse seitens der Beschäftigten an solchen neuen Formen der mobilen Arbeit besteht. Gleichzeitig stehen Arbeitgeber vor großen Herausforderungen hinsichtlich der Umsetzung dieser neuen Konzepte. Viele Unternehmen sind unsicher, ob und wie sie die neuen Arbeitsmodelle verankern können. Die Ergebnisse unserer Follow-up-Studie mit Expertinnen und Experten aus Unternehmen, die sich praktisch mit dem Thema beschäftigen, ermöglichen einen „Schulterblick“, wie andere Unternehmen das Thema angehen bzw. welche Chancen und Herausforderungen sich im Umsetzungsprozess ergeben können.

Zunächst zeigt sich in den Interviews, dass ein klares Verständnis der Begriffe Workation und Bleisure Travel fehlt. Häufig werden diese Kofferwörter synonym oder genau im falschen Kontext verwendet, was nicht selten weitreichende Folgen hat: Die Einordnung und strategische Umsetzung im Unternehmen wird erschwert. Dieses „Begriffschaos“ und die damit verbundenen Kommunikationsschwierigkeiten möchten wir in einer ersten Publikation ausführlich darstellen.

Eine wichtige Erkenntnis aus den Gesprächen ist zudem, dass es häufig an einer ganzheitlichen Betrachtung der Anforderungen dieser neuen Arbeitsmodelle mangelt – sowohl auf Arbeitgeber- als auch auf Beschäftigtenseite. Viele Unternehmen konzentrieren sich derzeit auf die Prüfung rechtlicher oder steuerlicher Aspekte und vernachlässigen dabei die Auswirkungen auf individueller und zwischenmenschlicher Ebene. Dies betrifft nicht zuletzt die tatsächlichen Einstellungen und Erwartungen unterschiedlicher Beschäftigtengruppen an eine flexible Arbeitsgestaltung. Um diese Forschungslücke zu schließen, ist im Frühjahr 2024 eine quantitative Online-Befragung geplant, an der sich interessierte Unternehmen noch beteiligen können.

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